Bei Werder Bremen ist er der Chef im Mittelfeld, in der Nationalmannschaft immer noch nur zweite Wahl. Doch Tim Borowski hat sich mit der Situation arrangiert und hofft auf seine Chance: 2010 will er das DFB-Team zum WM-Titel fhren - sagt er im "11 Freunde"-Interview.
Borowski: Ehrlich gesagt finde ich es bld, ber Kollegen zu urteilen.
Frage: Anders gefragt: Was kann Ballack besser als Sie?Alles weil er der BESTE ist!!!
Borowski: Das Kopfballspiel beherrscht er sicher besser.
Frage: Wie verstehen Sie sich mit ihm? Mit dem Herzen
Borowski: Wir sind Teamkollegen und in dieser Eigenschaft verstehen wir uns gut. Er bringt hervorragende Leistungen und selbstverstndlich verdient er dafr genauso Respekt, wie jeder andere im Team.
Frage: Whrend der WM waren Sie die meiste Zeit nur zweite Wahl. Ging Ihnen die gute Laune nicht irgendwann auf den Sack?
Borowski: Als ich im Erffnungsspiel gegen Costa Rica ausgewechselt wurde, sa ich abends im Hotelzimmer und dachte: "Warum lsst er mich nicht wenigstens durchspielen?" Ich wusste, dass ich beim nchsten Spiel wieder auf der Bank sitzen wrde.
Frage: Weil Ballack, die "Wade der Nation", nur im Erffnungsspiel verletzt fehlte.😕
Borowski: Doch nach dem ersten Frust habe ich mit meinem Berater und meiner Familie telefoniert. Die haben mir einen anderen Blick auf das Turnier vermittelt. Mir wurde bewusst, was fr ein Glck ich habe, bei so einem Ereignis dabei zu sein. Mein Geburtsjahr, mein Alter stimmen, ich bin fit und wurde berufen. Also habe ich beschlossen, die Zeit zu genieen. Diese Einstellung hat mir sehr dabei geholfen, eine gute WM zu spielen.
Frage: Welche Rolle wollen Sie nun bei der EM 2008 spielen?
Borowski: Wenn es nach mir geht, eine noch grere als bei der WM. Bastian Schweinsteiger und ich haben whrend der WM auf unserer Position hohe Spielanteile erreicht. Es wre schn, wenn ich mich auf diesem Weg weiter steigern knnte, denn nach wie vor stehe ich auf dem Standpunkt, dass unser Mittelfeld eines der besten der Welt ist.
Frage: Die Auenposition ist also langfristig Ihr Ziel im Nationaldress?
Borowski: Natrlich gefllt mir die Halbposition oder sogar das zentrale Mittelfeld besser. Aber ich kann sowohl auf der linken als auch auf der rechten Auenposition spielen, was fr meine Stellung im Team ein groes Plus ist. Denn so kann ich berall, wo ich aufgestellt werde, auf mich aufmerksam machen.
Frage: Ist 2008 auch eine zentrale Mittelfeldachse mit Ballack und Borowski denkbar?
Borowski: Meines Erachtens haben Michael Ballack und Torsten Frings bei der WM bewiesen, dass sie derzeit die beste Achse bilden. Aber es gibt zwei weitere Positionen im Mittelfeld und ich wre froh, wenn ich eine davon als Stammspieler bernehmen knnte. Und wenn sich einer verletzen sollte - was ich natrlich keinem wnsche -, wre ich da, um auf einer zentralen Position auszuhelfen.
Frage: Welchen Anteil hat Jrgen Klinsmann am WM-Erfolg?
Borowski: Viele haben ihn ausgelacht, als er den Kader bekannt gab. Aber er hat genau die richtigen Charaktere berufen und hat ein Teamgebilde kreiert, das zusammen passte. Bis ins letzte Glied hat er uns vorgelebt: Wir sind ein Team.
Frage: Mussten Sie angesichts des schwbischen Dialekts bei Klinsmanns Brandreden trotzdem manchmal in sich hinein schmunzeln?
Borowski: Es kommt auf die Inhalte an. Seine Ansprachen habe nicht nur ich als groe Motivationskunst empfunden.
Frage: Knnen Sie nachvollziehen, warum Klinsmann aufgehrt hat?
Borowski: Ja, denn wie er in diesen zwei Jahren gearbeitet hat, war der Wahnsinn. Er hat nicht nur eine Mannschaft berzeugt, sondern ein ganzes Land. Die ganze Zeit stand er extrem unter Druck. Als was waren wir Spieler vorab nicht alles beschimpft worden: als "Bratwrste", "Pizzen" und "Kartoffeln". Und wren wir tatschlich in der Vorrunde ausgeschieden, htte Klinsmann den Kopf dafr hingehalten. Daher kann ich nachvollziehen, dass er nach der WM vllig ausgebrannt war. Im brigen: Was htte er noch erreichen knnen?
Frage: Zum Beispiel in vier Jahren mit Ihnen Weltmeister zu werden.
Borowski: Aber auch so hat er in Deutschland ein Ansehen, das beinahe mit dem von Franz Beckenbauer zu vergleichen ist. Und jetzt ist er in Kalifornien und bekommt viele gute Angebote.
Frage: Was bringt einem Spieler von Ihrer Qualitt noch das Training bei der Nationalmannschaft?
Borowski: In der WM-Vorbereitung habe ich gelernt, wie wichtig Fitness ist. Das Trainerteam um Mark Verstegen hat uns gedrillt und zu Maschinen gemacht, die 90 Minuten rauf- und runtermarschieren konnten.
Frage: Wer sind Ihre besten Kumpels im DFB-Team?
Borowski: Wir haben einen sehr guten Teamgeist und ich verstehe mich mit allen. Bei der WM habe ich neben Torsten Frings auch viel mit Robert Huth, Bernd Schneider, Per Mertesacker oder Oliver Neuville unternommen.
Frage: Franz Beckenbauer sagte 1974, dass ein modernes Nationalteam nicht mehr elf Freunde sind, sondern ein reiner Interessenverband. Inwieweit trifft das auf die Mannschaft von 2006 zu?
Borowski: Ich wrde uns als einen untereinander befreundeten Interessenverband bezeichnen.
Frage: Was sagen Sie dazu, dass trotz der harmonischen WM inzwischen auch in Bundesligastadien wieder rassistische Parolen zu hren sind?
Borowski: Rassismus in Stadien ist kein deutsches, sondern ein europisches Problem. In Italien und Spanien ist das viel heftiger als bei uns. Idioten, die irgendwelchen Mist aufs Spielfeld brllen, wird es wohl immer geben.
Frage: Haben Sie eine Idee, wie Sie als Spieler so was verhindern knnen?
Borowski: So etwas kann niemand kontrollieren. Selbst die Ordner knnen nur selten erkennen, wer da grlt. Das einzige, was uns Spielern bleibt, ist, das Problem publik zu machen und zu zeigen, dass wir nicht bereit sind, Rassismus in den Stadien zu tolerieren.
Frage: Blickt man in die unteren Ligen, stellt man fest, dass rassistische bergriffe vor allem in ostdeutschen Stadien ein Problem sind.
Borowski: Ich glaube, das Problem existiert berall. In der Nhe von Bremen, in Delmenhorst, wollte gerade ein Anwalt aus der rechtsradikalen Szene ein Hotel in ein Schulungszentrum fr diese Leute umfunktionieren. Aber sicher hat es den Anschein, dass die Jugendlichen in den neuen Bundeslndern ein besonderes Problem darstellen.
Frage: Wie sehr fhlen Sie ich noch als Ostdeutscher?
Borowski: Ich wrde meine Herkunft nie verleugnen. Ich bin stolz darauf, aus Mecklenburg-Vorpommern zu stammen. Es ist eines der schnsten Bundeslnder in Deutschland, in dem ich gerne meine Urlaube verbringe. Aber das Gerede von Ost-West-Gegenstzen geht mir total auf den Keks.
Frage: Herr Borowski, welcher Spieler lenkt bei der WM 2010 das Spiel der deutschen Mannschaft?
Borowski: Ich htte nichts dagegen, wenn ich das machen wrde.
Das Interview fhrten Tim Jrgens und Paul Linke
^^^ sind die bld? die knnen ja kein interview fhren😡 was fr blde fragen!!!